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Tipps und Tricks rund ums nähen mit Jersey

durch Bianca Maass 02 Aug 2024 0 Kommentare
Tipps und Tricks rund ums nähen mit Jersey

Jersey ist für viele die mit dem Nähen beginnen oft der Stoff der Wahl.
Ob für Pumphose, Rock oder T-Shirt, suggeriert uns die Nähbubble im World Wide Web, dass Jersey der perfekte Stoff für Nähanfänger ist.
Leider ist es das nicht.
Jersey wellt sich ein, verzieht sich beim Nähen und die meisten (preiswerten oder alten) Nähmaschinen mit denen ein Nähanfänger arbeitet sind nicht besonders gut geeignet, um Jersey zu verarbeiten, weil sie einen Transporteur mit zu wenig Auflagefläche haben.

Das führt oft zu Frust oder zu Aussagen wie: "Ich habe kein Talent zum nähen" " Ich kann das nicht" usw.

Damit Dir dass nicht auch passiert verrate ich Dir ein paar Tricks und Kniffe, sowie absolute No-Gos rund um Nähen mit Jersey.
Fangen wir an mit einem kleinen Exkurs in die Stoffkunde:

Was ist Jersey eigentlich?
Jersey ist ein Oberbegriff für gestrickte bzw. gewirkte Stoffe. Er ist weich und weil er gestrickt ist, ist er dehnbar und deshalb besonders für Kleidung geeignet. Jersey kann aus verschiedenen Materialien wie Baumwolle, Leinen, Viskose und anderen Fasern bestehen. Häufig ist der Jersey ein Mischgewebe, dem für mehr Formstabilität Elasthan zugesetzt ist.

Es gibt viele Unterarten von Jersey, wie zum Beispiel Single-Jersey, Interlock-Jersey, Jaquard-Jersey, Romanit-Jersey um nur einige zu nennen. Auf alle einzeln einzugehen würde hier den Rahmen sprengen.
Für eine Beratung welche Jersey Art aus welchem Material für Dein Projekt am besten geeignet ist, komm zu mir ins Fachgeschäft oder schreib mir eine E-Mail.

Die Hardware - Dein Werkzeug - Deine Nähmaschine
Am schnellst, einfachsten und saubersten näht man Jersey mit einer Overlockmaschine. Diese macht Dir mit 4 Fäden schnell eine perfekte Naht. So sieht Dein Kleidungsstück innen aus wie gekauft.

Du hast (noch) keine Overlock?

Auch nicht schlimm. Jersey lässt sich gut auch mit einer Haushaltsnähmaschine nähen, wenn Du ein paar Sachen beachtest.
Aber zuerst folgen ein paar Allgemeine Tipps.

Tipp Nr. 1
Wähle den passenden Stoff für Dein Projekt. Das gilt nicht nur für Jersey, sondern auch für alle anderen Stoffarten.
Die Stoffart und das Material sollten immer zu Deinem Projekt passen.
So erlebst Du keine Überraschungen wie zu viel Körperbetonung an falscher Stelle oder einen unschöner Fall.
So ist zum Beispiel ein weich fallender Viskosejersey kein guter Stoff für Babybekleidung, aber perfekt für ein Shirt mit Wasserfallausschitt.

Tipp Nr. 2
Wasche Jersey (wie fast alle Stoffe) vor!
Und zwar am allerbesten wie auch nach dem Tragen auf links.
Ein Profitipp ist den Stoff rechts auf rechts in den Bruch zu legen und die Kanten mit einem Zickzackstich zusammenzunähen (muss nicht ganz am Rand sein) Wenn Du eine Overlockmaschine hast dann ist die natürlich perfekt dafür.
Nutze für Jersey möglichst keinen Trockner, sondern lass ihn lieber an der Luft trocknen und ziehe ihn ein bisschen in Form.

Tipp Nr. 3
Bevor Du Dich nun an den Zuschnitt machst lege Dir Deinen Stoff möglichst auf eine ganze Fläche (Fußboden, Zuschneide Tisch etc.) aus, so dass keine Stoffteile vom Tisch hängen.
Denn das würde dafür sorgen, dass das Eigengewicht des Stoffes zu einem verziehen führt und Dein Zuschnitt krumm und schief wird.
Wenn Du Deinen Stoff zum Zuschnitt ausgebreitet hast, geh Dir einen Kaffee oder Tee machen!
Ja Du liest richtig. Lass Deinen Stoff sich entfalten. Gib ihm 15 Minuten Zeit in seine Form zu kommen bevor Du Deine Schnitteile feststeckst oder mit Gewichten fixierst. (letzteres ist die bessere Variante, da Du so keine Löcher in Deinen Stoff machst -> Alternativ verwende am besten ganz feine Stecknadeln)
Danach kannst Du Deine Schnitteile abzeichnen oder wenn Dir das lieber ist direkt mit dem Rollschneider ausschneiden. (Schneidematte nicht vergessen)
Das es mit scharfem Werkzeug besser für Deine Nerven und den Stoff ist brauche ich wohl nicht erwähnen oder?

Tipp Nr. 4
Das Einrollen der Kanten, vor allem bei dünnen Single Jerseys, ist wohl das nervigste am Nähen mit Jersey.
Was kannst Du gegen das Einrollen tun?
Du kannst zum Beispiel ein Nahtband oder eine bi-elastischen Gewebeeinlage aufbügeln.
Finde ich ehrlich gesagt einfach nur nervig und unpraktikabel. Natürlich möchte ich euch gern das tolle Nahtband von Vlieseline oder die Gewebeeinlage verkaufen. Aber nicht dafür.
Meine Empfehlung ist hier Bügeln mit ordentlich Dampf. NUR drücken, NICHT schieben, sonst verzieht es sich wieder.
Und wenn das nicht reicht ist mein preiswerter Profitipp Sprühstärke aus der Dose.
Gibt es im Drogeriemarkt Deines Vertrauens.
Aber ganz ehrlich. Suchen wir doch für Dein Anfängerprojekt einen Jersey aus der nicht ganz so kringelig ist. Ein höherer Anteil an Elasthan macht hier schon was aus.
Komm in den Laden und Du darfst alle Stoffe anfassen und schauen was sich nicht so stark einrollt.

Einen Vorteil hat die ganze Einrollerei jedoch. Gerade bei einfarbigen Stoffen erkennst Du so ganz leicht die rechte Stoffseite. Der Stoff rollt sich nämlich immer zur rechten Seite ein.

Tipp Nr. 5
lässt sich auch auf fast alle anderen Materialien übertragen.
Beachte den Fadenlauf.
Wenn Du den Fadenlauf ignorierst kann es passieren, dass sich Deine Shirts oder Hosen verdrehen und Du die Seitennaht plötzlich auf dem Bauch oder vorn am Bein sitzen hast. (passiert oft bei Fast Fashion Kleidungsstücken)
Der Fadenlauf sorgt für den korrekten Fall und perfekten Sitz Deines Kleidungsstücks. 
Lege daher Deine Schnitteile auch bei Unistoffen so auf wie es auf Deinem Schnittteil beschrieben ist. Wenn Du hier versuchst zu puzzeln, tust Du Dir keinen gefallen, wenn Du nachher ein schlechtsitzendes Kleidungsstück hast.
Du kannst es bei Unistoffen das Schnittteil natürlich auch auf den Kopf legen, aber kreuz und quer hinlegen ist einfach keine gute Idee.

Tipp Nr. 6
Lass gerade bei dünnem Jersey und wenn Du mit einer Haushaltsnähmaschine nähst genug Nahtzugabe. was es damit auf sich hat erkläre ich später.

Tipp Nr. 7
Nutze eine Jersey oder Stretch Nadel!
Da Maschenwaren schnell Löcher bekommen, wenn zu scharfe Nadeln das Material beschädigen, ist es ratsam, mit einer Jerseynadel zu arbeiten.
Diese Art von Nadel macht beim Nähen kein Loch in Deinen Stoff, sondern gleitet mit der Kugelspitze zwischen die Maschen.
Das sorgt auch für eine längere Haltbarkeit Deines Kleidungsstückes. (Thema Nachhaltigkeit)


Tipp Nr. 8
Damit dein Stoff nicht direkt von der Stichplatte gefressen wird, beginnst Du am besten (vor allem bei dünnen Stoffen) ein bisschen weg vom Rand. Wenn Du dann erst mal ein paar Stiche vor und dann erst rückwärts nähst, verhinderst du, dass der Stoff in die Stichplatte gezogen wird.
Ebenso solltest Du darauf achten, dass Dein Stoff vollständig unter dem Füßchen liegt. Leg den Stoff so hin, dass Du in mindestens ein bisschen rechts unter dem Füßchen herausschauen sehen kannst.
Das sorgt dafür, dass Dein Stoff gleichmäßig von Deinem Untertransporteur erfasst wird und damit für einen besseren und saubereren Transport des (unten liegenden) Stoffes

Tipp Nr. 9 mein persönlicher Gamechanger
Wenn dein Stoff beim Nähen Wellen bildet, liegt das meistens daran, dass der Nähfuß das Material zusammenschiebt.
Eine "normale" Nähmaschine transportiert den Stoff nur von unten. Von oben drückt der Nähfuß gegen den Stoff und verhindert, dass er verrutscht.
Hier kursieren die wildesten Tipps im Netz was man so machen kann.
Ich habe sie am Anfang meiner Nähkarriere alle ausprobiert und glaub mir ich fand keinen davon wirklich gut. Damit Du aber die freie Wahl hast und vielleicht auch nicht schon wieder Geld ausgeben willst oder kannst will ich sie euch nicht vorenthalten.

Ein Vorschlag war, leg einen Streifen Backpapier knapp neben die Naht unter die linke Hälfte deines Nähfußes. Dadurch soll der Nähfuß besser gleiten und den Stoff nicht so verschieben. Man soll auf keinen Fall das Backpapier mitvernähen!
Mein Fazit: Mir ist das Backpapier unter dem Fuß hin und her gerutscht und natürlich habe ich es volle Kanne mit festgenäht.

Eine weitere Möglichkeit ist, an den Einstellungen deiner Nähmaschine den Nähfußdruck zu verringern. Das ist der Druck mit dem der Nähfuß Deinen Stoff "festhält"
Leider haben viele Maschinen gerade im unteren Preissegment gar keinen verstellbaren Nähfußdruck.
Ich habe das bei der Maschine mit der ich Angefangen habe zu nähen (Brother Innov - is F410 selbst gekauft und bezahlt und darauf nähen gelernt) gemacht, fand aber, dass dann der dünne Jersey (oder ganz schlimm Viskosejersey) unter der Maschine schlingert. Ist ein bisschen wie Autofahren bei ganz dünnem Neuschnee.
Da ist es wahrscheinlich auch nicht so einfach die richtige Einstellung zu treffen.
Ich habe auch Tipps versucht wie Washitape unter den Nähfuß kleben oder die Fadenspannung verringern. 
Auch das war nicht von dem gewünschten Erfolg gekrönt.

Was mir wirklich geholfen hat, und diesen Tipp gebe ich gerne weiter, ist ein Obertransportfuß!
Das ist ein Nähfuß der Dir Deinen Stoff von Oben mittransportiert.
Was für eine coole Sache sag ich euch!
Damit lässt sich lästiges verziehen und Wellen von Jersey vermeiden bzw. stark verringern. So einen Obertransportfuß wird von so gut wie allen größeren Nähmaschinenherstellern angeboten. Die Kosten für einen mechanischen Obertransportfuß liegen je nach Anbieter zwischen 30€ und 50€ 
Bei den gehobeneren Modellen gibt es zum Teil elektronisch gesteuerte Obertransportfüße die auch mal 300€ kosten können.

Tipp Nr. 10
Elastische Nähte verwenden
Für einen elastischen Stoff benötigst du elastische Nähte. Ein Geradstich mit einem normalen Nähgarn wird Dir reißen.
Je nach dem Fabrikat Deiner Nähmaschine hast Du verschiedene elastische Stiche zur Auswahl. 
Mein Lieblingsstich ist der Dreifach Geradstich. Aber auch ein schmaler Zickzack-Stich ist hier gut geeignet.
Schau am besten mal in die Anleitung Deiner Nähmaschine was sie für Stiche für elastische Materialien bietet.

Um den für Dich besten Stich herauszufinden, empfiehlt sich immer eine Probenaht auf einem Reststück des Stoffes aus dem Dein Nähprojekt ist. 

Tipp Nr. 11
Wenn Du keine Elastischen Stiche magst, (manche Maschinen haben nur Zickzack und den finde ich optisch auch nicht so schön) dann kannst Du auch auf einen elastischen Faden zurückgreifen.
Elastischen Nähfaden gibt es noch nicht so lange und Du erkennst sie an der Bezeichnung Flex im Namen. Von der Firma Gütermann gibt es das Maraflex welches du auch in einer schönen Farbauswahl bei mir im Laden bekommst.
Die Firma Mettler bietet ein Flexibles Garn Namens Seraflex an.

Tipp Nr. 12
NICHT am Stoff ziehen! 
Bitte ziehe oder schiebe den Stoff beim Nähen nicht. (Außer natürlich beim Annähen von Bündchen)
Ziehen und Schieben sorgt für Wellen oder Falten. Und auch wie beim Zuschnitt sollte Dein Nähstück nicht herunterhängen. Versuche den gesamten Stoff auf Deinem Tisch zu platzieren, sonst sorgt die Schwerkraft wieder für Unfrieden.

Tipp Nr. 13
Um einen schönen, dehnbaren Saum hinzubekommen, empfehle ich eine Zwillingsnadel zu verwenden. Eine Zwillingsnadel erzeugt mit zwei Oberfäden und einem Unterfaden zwei parallel verlaufende Nähte.
Dazu kann es ratsam sein die Fadenspannung zu verringern. Probiert es einfach mal auf einem Reststück aus. 

Tipp Nr. 14
den letzten Tipp habe ich selber noch nicht ausprobiert möchte ich euch aber auch nicht vorenthalten.
Um besonders widerspenstige Kanten zu stabilisieren kann man Sprühzeitkleber verwenden. Das ist ein wasserlöslicher Kleber, den man ganz leicht aufsprühen kann (Bitte ganz weit weg von der Maschine) So wird besonders ein dünner Stoff mit Neigung zum Aufrollen stabilisiert und der Kleber löst sich nach dem Waschen Rückstandsfrei wieder auf.
Für besonders schöne gerade Säume kann sich auch wasserlösliches selbstklebendes Stickvlies wie Avalon von Madeira oder Solufix von Vlieseline eignen. Damit stabilisiert man seine Naht und beim Waschen löst es sich auf.
Finde ich persönlich die elegantere Lösung als den Sprühzeitkleber, denn den muss man erstmal so genau aufkleben können, dass man nicht das halbe Shirt mit vollgesprüht hat und damit auch die Hände und die Maschine vollklebt. Und des Weiteren verklebt es die Nadel nicht beim Nähen. 
Für Webware gibt es für solche Fälle ja die AntiGlue bzw. Super Universalnadeln. Aber ich glaube solche gibt es nicht mit Kugelspitze.

Ich hoffe mein Beitrag gefällt euch und hilft euch beim Nähen von Jersey weiter.
Wenn Ihr Fragen habt sprecht mich gerne an.
Eure Bianca





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